Lasst Verletzlichkeit zu! – LML im #sisterhood-Interview mit Birgit Amelung von HER GERMANY

„Wenn Du gibst, wirst Du immer auch etwas zurückbekommen.“

Achtung, jetzt kommt eine geballte Portion Inspiration! Als Kreativ Direktorin und Beraterin entwickelt Birgit Amelung Kampagnen und Strategien für internationale Brands, als Regisseurin dreht sie seit über 10 Jahren Werbefilme. Darüber hinaus ist die Vernetzung von Frauen seit Jahren Ihr persönliches Anliegen: Als Mitgründerin der Female Empowerment Community HER GERMANY, setzt sich seit Beginn Ihrer Karriere für die Sichtbarkeit von Frauen ein.

Für uns ist Birgit also genau die richtige Ansprechpartnerin in Sachen #Sisterhood! Mit uns spricht sie über den Zusammenhalt von Müttern und darüber, wie wir alle mehr Sisterhood in unseren Alltag integrieren können. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Inspiration tanken!

Birgit, was treibt Dich an? Was lässt Dich Berge versetzen?

Die Vernetzung unter Frauen ist seit Jahren mein Anliegen, ob persönlich und beruflich – wo ich meistens Teams aus tollen, talentierten Frauen an Bord hole – oder auch durch andere Initiativen: Mein Herzensprojekt ist seit Sommer 2016 HER Berlin, der deutsche Ableger des  internationalen non-profit Frauennetzwerks ‚HER GLOBAL NETWORK, das in über 20 Städten weltweit vertreten ist. Zusammen mit meinen Co-Founderinnen Susann Sitte und Henrike Redecker organisieren wir regelmäßig Events & Dinner zu ausgewählten Themen z.B. Kids & Career, Ethical Luxury oder New Work. Emotion, ehrlicher Austausch und Support stehen bei uns im Vordergrund.

Außerdem habe ich im Frühjahr 2019 ‚ART PERSPECTIVES’ mit ins Leben gerufen – eine neue Modern-Culture Plattform in Berlin, die female Artists & Diversity supportet und jenseits des klassischen Galeriemodels Kunst mit Bereichen wie Fashion, Technologie, Digitalisierung in Verbindung bringt. Auch hier geht es darum, die Sichtbarkeit von Frauen zu stärken – in dem Fall Künstlerinnen, die immer noch deutlich unterrepräsentiert sind.

Was bedeutet für Dich Sisterhood?

Das fängt schon mal damit an, nicht schlecht über andere Frauen zu sprechen, sie zu bewerten oder kleinzumachen. Sisterhood bedeutet für mich gegenseitige Stärkung und Unterstützung, andere Frauen strahlen zu lassen nach dem Motto: „I don’t shine if you don’t shine“. Zu erkennen: Welche Frauen in meinem Umfeld brauchen gerade meinen Support, meine Power um zu wachsen? Wie können wir unsere Kräfte bündeln, um gemeinsam etwas zu erreichen?

Auf globaler Ebene bedeutet Sisterhood für mich vor allem auch eine aktive Verbindung und Solidarität unter Frauen, sprich Rechte einzufordern, das bestehende System & alte Konventionen in Frage zu stellen, immer wieder auf Gleichberechtigung pochen, um langfristig die Situation zu verändern – politisch, wirtschaftlich & gesellschaftlich.

Wann erlebst Du echtes Sisterhood-Feeling?

Das Netzwerk und der Zusammenhalt unter Müttern ist total wertvoll, schafft neue Perspektiven, Mut und Möglichkeiten. Das empfinde ich als sehr wichtig, seit ich selber Mutter geworden bin. Man versteht sich, supportet sich und kann in der Zusammenarbeit besser aufeinander eingehen. Während unserer HER Events, wenn die Frauen sich plötzlich öffnen und Erfahrungen und Emotionen teilen, die sie sonst eher unter Verschluss halten, erleben wir auch echte Verbundenheit. Diese Magie und was wir alle aus diesen Abenden mitnehmen, ist etwas enorm kraftvolles.

Nicht zuletzt fühle ich echte Sisterhood vor allem auch mit meinen engsten Freundinnen, die mir uneingeschränkten Support, Loyalität und Liebe vermitteln. Und genau das gebe ich auch bedingungslos an sie zurück.

Warum ist Solidarität unter uns Frauen so wichtig?

Weil wir leider immer noch so sehr von Gender Equality entfernt sind. Ich war kürzlich auf einem sehr interessanten Panel Talk zu genau diesem Thema. Die Zahlen, die dort genannt wurden, waren erschreckend: z.B. würde es mit dem aktuellen Tempo noch 257 Jahre dauern bis eine wirtschaftliche Gleichstellung von Männern und Frauen erreicht ist. Altersarmut aufgrund von Rentenlücken, unbezahlte Care-Arbeit, finanzielle Abhängigkeit… Es gibt so viele Punkte, die angepackt werden müssen. Umso wichtiger, dass wir Frauen uns gegenseitig vernetzen, pushen und zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung motivieren.

Was ich extrem wichtig finde: Dabei bitte auch mal raus aus der eigenen, privilegierten Bubble denken! Sich nur mit Unternehmerinnen an fancy Dinner Tables mit Empowerment Topic zu setzen und sich dafür zu feiern, dass man eine Power-Frau ist, bringt uns nicht weiter. Vielmehr geht es um echte Inhalte, Information & Aufklärung. Wir müssen vor allem auch dort ansetzen, wo Empowerment wirklich gebraucht wird: Bei den weniger privilegierten, gebildeten und integrierten Frauen!

Vermisst Du auch manchmal Sisterhood in unserer Gesellschaft?

Leider sind Sisterhood oder Female Empowerment mittlerweile ja trendy Buzzwords geworden. Labels, die gern genutzt werden, ohne dass dieses Mindset tatsächlich gelebt wird. Es gibt immer noch viel Neid, Konkurrenz, Vergleich und Judgement unter Frauen. Das finde ich total schade, ist aber die Realität. Da müssen wir uns nichts vormachen. Bei sich zu bleiben ohne sich ständig mit dem Leben der anderen zu beschäftigen, wäre ein guter Anfang. Andere Frauen in ihrem Weg zu bestärken und ihnen auch mal ein Kompliment machen, wie sie etwas wuppen, das fehlt oftmals. In Momenten, wo man sich unsicher fühlt oder anfängt zu vergleichen – das kennen wir glaube ich alle –  mal kurz die STOP Taste drücken, reflektieren und sich fragen: Woher kommt das? Warum bin ich gerade unzufrieden? Letztendlich ist es immer nur das eigene Mindset, das einen hadern lässt, das man aber so sehr in eine positive Richtung steuern kann.

Wie können sich Frauen untereinander noch mehr supporten?

Lass Verletzlichkeit zu und teile sie mit anderen! Wir müssen nicht immer die toughe Businessfrau mimen. Es ist viel stärker aufrichtig darüber zu sprechen, was gerade nicht so gut klappt. Wir sollten uns nicht davor scheuen, andere Frauen um Hilfe & Rat zu bitten und gleichzeitig auch aktiv unseren Support anbieten. Lasst uns offen über Bezahlung sprechen, über Karriereängste – und wünsche, über unsere Bedürfnisse, Gleichstellung und wie wir dafür ein- und aufstehen können.

Dein Tipp, um mehr Sisterhood zu leben?

Rede nicht schlecht oder abfällig über andere. Bleib bei Dir und vergleiche Dich nicht. Scheue Dich nicht, Deine Erfahrungen und Kontakte zu teilen – wenn Du gibst, wirst Du immer auch etwas zurückbekommen. Außerdem: No Judgement! Hör auf andere Frauen für Ihr Tun zu bewerten. Geh selbstbestimmt Deinen Weg und bestärke andere darin, es auch zu tun. Dein Karma wird es Dir danken.

Du hast die Female Empowerment Community HER nach Berlin geholt. Was war Deine persönliche Motivation dahinter?

Ich hatte persönlich schon länger das Bedürfnis nach einer Plattform, wo Frauen sich auch außerhalb des beruflichen Kontexts treffen und connecten. Ich habe damals viel und gern mit Frauen zusammengearbeitet (das tue ich bis heute!) weil dabei so viel Großartiges entstehen kann – aus einigen meiner Kundinnen sind außerdem echte Freundinnen geworden. Schon damals dachte ich: Es muss doch eine Möglichkeit geben, sich über das Meeting oder den Call hinaus auszutauschen – nicht nur darüber, was man gerade für Projekte macht, sondern was uns eigentlich als Person ausmacht. Ich erzählte einer Freundin von der Idee, sie hat mich dann mit der Gründerin von HER Global Network aus Schweden connected – so kam eins zum anderen und im August 2016 haben wir das erste Dinner zum Thema ‚Mut‘ mit 14 Frauen gehostet. Einige der Frauen erzählten an dem Abend zum allerersten Mal von ihrem Burnout, weil sie sich in der Runde wohl und sicher fühlten. Diese Tatsache und das Feedback waren so überwältigend, das klar war: Das Bedürfnis der Frauen nach dieser Art von Austausch ist groß, wir machen weiter!

Was macht denn die HER Community aus?

HER soll ein Safe Space für ehrlichen Austausch und inspirierenden Dialog sein. Dabei geht es weniger um Deinen Titel auf der Business Card als vielmehr darum: Wer bist Du? Was macht Dich aus? Wir möchten den Frauen bei jedem unserer Events etwas mitgeben, Learnings, Inspiration, Mut. Wenn dabei neue & wertvolle (Business) Kontakte entstehen – toll. Das steht bei uns aber nicht im Vordergrund.

Teil der HER DNA ist unser ‚Ask‘: Eine Vorstellungsrunde, wo alle eine Frage, die zum Thema des Abends passt, beantworten. Dadurch entsteht sofort eine Intimität und Vertrautheit, die uns von anderen, klassischen Networking Events unterscheidet.

Was waren HER Events, die Dir besonders gut in Erinnerung geblieben sind?

Alle HER Events sind auf ihre Art und Weise immer besonders und einzigartig – durch die Themen, die Gäste und die Vibes, die immer anders sind. Uns geht es auch bei den Themen um Diversity, darum zu informieren und Frauen Mut zu machen, ihren eigenen Weg zu gehen.

Ich bin Fan unserer Kids & Career Serie – weil die Abende immer wieder inspirieren, bestärken und den Fokus auf ‚Sisterhood in Motherhood‘ legen. Aber auch Themen wie New Work, Ethical Luxury  oder Quality Sleep waren extrem spannend und bereichernd, weil wir viel Neues erfahren haben. Gemeinsam lernen bedeutet ja auch gemeinsam zu wachsen.

Vielen Dank für das Interview, liebe Birgit!

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