Frauen, habt keine Angst vor Finanzen! – Im LML-Interview Daniela und Astrid vom Magazin COURAGE

Die Elternzeit ist ja bekannt dafür, dass sie eine Phase der Reflexion ist. Neuorientierung, Perspektivwechsel und manchmal eben auch eine große Klarheit dessen, was fortan im Leben für uns wichtig sein soll, worauf wir uns focussieren wollen. So ist es auch Daniela Meyer und Astrid Zehbe ergangen. Die beiden Finanzjournalistinnen aus Berlin haben lange Zeit über Wirtschafts- und Investmentthemen beim Münchner Finanzen Verlag geschrieben, wo sie sich auch kennengelernt haben. In ihrer Elternzeit  haben sie einen großartigen Plan geschmiedet und in die Tat umgesetzt. Mit COURAGE kreierten sie das erste Finanz- und Karriere-Magazin für Frauen.

Die beiden Mamas teilen zwar die Leidenschaft fürs Reisen und Gärtnern, sind ansonsten aber sehr unterschiedlich. Dinge, die Astrid nicht mag oder kann, mag und kann Daniela und umgekehrt. Und genau das macht sie als Team einfach unschlagbar. Warum COURAGE eine Lücke schließt, worauf Frauen in Sachen Finanzen dringend achten sollten und wie Daniela und Astrid selbst ihren Mama-Alltag bewältigen erzählen sie jetzt im LML-Interview.

Daniela Meyer und Astrid Zehbe vom Magazin COURAGE

Was war der Auslöser für „Courage“?

2019 waren wir parallel in Elternzeit. Daniela mit ihrem 3. Kind, Astrid mit ihrem 2. Kind. Wir haben uns regelmäßig getroffen und ausgetauscht und zwischendurch auch über Geld gesprochen – das machen Frauen viel zu selten. Uns war aufgefallen, dass das Thema Frauen und Finanzen eine immer größere Rolle spielt – im Freundeskreis, in den Medien. Das hat uns gefreut, weil wir die Jahre zuvor mit Themenvorschlägen, die in diese Richtung gingen, immer auf taube Ohren getroffen sind. Zudem finden wir, dass es zur Emanzipation, zum Female Empowerment gehört, dass Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen. Weil es uns bewusst ist, dass es noch viele gesellschaftliche Hindernisse gibt, die es Frauen oft sehr schwer macht, finanziell mit Männern gleichzuziehen oder auch nur die Energie und den Mut aufzubringen, Themen wie Geld und Karriere anzugehen, wollen wir darauf aufmerksam machen und unseren Teil dazu beitragen, diese Hindernisse zu überwinden und zu beseitigen. Uns war sofort klar, dass wir als gutes Beispiel vorangehen müssen, dass wir etwas bewegen und verändern wollen. Zuerst wollten wir bloggen, haben auch Web-Adressen registrieren lassen, aber wir mögen beide auch Printprodukte, so dass wir letztlich auf die Idee gekommen sind, ein eigenes Magazin zu dem Thema zu machen. Es gab bis dato kein Magazin und wir waren die ersten, die in Deutschland ein regelmäßig erscheinendes Finanz- und Karrieremagazin für Frauen auf die Beine gestellt haben.

Ist der Name „Courage“ Programm? Warum habt ihr ihn gewählt?

Die Namensfindung war in der Tat nicht ganz einfach. Wir wollten deutlich machen, dass man sich manchmal einfach trauen muss und Mut haben sollte, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen. Gleichzeitig wollen wir zeigen, was Mut bewirken kann und wieviel wir auch mutigen Menschen zu verdanken haben, beispielsweise Frauen, die sich schon vor Jahrzehnten für Gleichberechtigung und (finanzielle) Bildung von Frauen eingesetzt haben.

Was wollt Ihr mit dem Magazin erreichen?

Wir möchten Frauen ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, zu investieren und sich um die für sie besonders wichtige private Altersvorsorge zu kümmern. Viele haben Scheu davor und glauben, dass das alles furchtbar kompliziert ist – dem ist aber nicht so. Gleichzeitig wollen wir auch das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig es ist, sich selbst um die eigene finanzielle Freiheit zu kümmern, damit man im Alter nicht abhängig ist – nicht vom Partner, den Kindern und auch nicht vom Staat. Dazu gehört auch, Frauen zu motivieren, Karriereschritte zu wagen, selbst zu gründen, eigene Geschäftsideen zu verwirklichen, in ihre (Weiter-)Bildung und persönliche Entwicklung zu investieren. Denn auch das bewirkt, dass man langfristig finanziell besser dasteht und oft auch glücklicher ist, weil man sich selbst verwirklichen und ausleben kann.

Warum haben Eurer Meinung nach Frauen so oft Berührungsängste mit dem Thema Finanzen?

Das ist eine schwierige Frage und hängt von mehreren Faktoren ab. Oftmals ist es über Jahre und Jahrzehnte antrainiertes Mindset: In vielen Familien waren und sind die Finanzangelegenheiten Männersache. Frauen bzw. Mädchen werden leider noch immer oftmals zu Zurückhaltung erzogen und glauben, sie könnten viele Dinge nicht, seien weniger wert und würden deshalb auch weniger verdienen – was sich teils bis in die Karriere auswirkt, in der Frauen auch noch immer im Schnitt weniger verdienen als Männer und sich oftmals auch gar nicht trauen, für ein höheres Gehalt oder einen Karriereschritt zu kämpfen. Es ist noch gar nicht so lange her, da durften die Ehemänner entscheiden, ob eine Frau arbeiten oder ein Konto haben darf. Das ist in den Köpfen noch drin und wird unbewusst weitergetragen. Gleichzeitig haben wir manchmal das Gefühl, dass einige Frauen das Thema auch deswegen scheuen, weil sie nicht mit unbequemen Wahrheiten wie Altersarmut konfrontiert werden möchten. Viele Frauen argumentieren auch, dass sie mit Finanzen und Geld Negatives assoziieren. Es gibt viele Geldglaubenssätze, die es gilt aufzubrechen.

Welchen Tipp zum Thema könnt Ihr unseren Leserinnen geben? Welches Thema sollte jeder unbedingt angehen?

Das Thema Altersvorsorge ist sehr wichtig. Die meisten – Frauen wie Männer – steuern auf eine Rentenlücke im Alter hin. Diese kann man verringern in dem man frühzeitig Geld zurücklegt und es investiert. Sich mit dem Thema „Investieren an der Börse“ vertraut zu machen, ist dabei sehr wichtig und – wie schon gesagt – auch gar nicht so schwer. Man benötigt auch keine gigantischen Summen, wie oftmals fälschlicherweise angenommen wird. Ab 25 Euro kann man einen ETF-Sparplan starten – das ist ein erster einfacher Schritt, mit dem man aber schon den ersten Teil des Weges gegangen ist.

Wer ist Euer weibliches Vorbild aus der Finanzbranche und warum?

 

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Wir sind beide große Fans von Beate Sander. Die Ulmerin ist mittlerweile 82 Jahre alt und hat erst mit rund 60 Jahren begonnen zu investieren. Sie hat durch konsequentes Sparen ca. 30.000 Euro zurückgelegt und damit Aktien gekauft. Mittlerweile ist sie zweifache Millionärin. Geschafft hat sie das durch geschickte Käufe und Verkäufe. Das Wissen hat sie sich angeeignet, in dem sie viel gelesen und bei Fragen einfach ohne scheu Experten und Expertinnen befragt hat. Ihr Beispiel zeigt, dass es nie zu spät ist und dass man viel erreichen kann, wenn man bereit ist, sich in eine Sache zu vertiefen.

Wie schafft Ihr die Balance zwischen Euren Babies (Kindern) und dem Baby Courage? Was sind da die besten Tipps für working moms?

Augen auf beim Eierkauf – oder anders: Augen auf bei der Partnerwahl. Ohne gelebte Gleichstellung und Vereinbarkeit in der Partnerschaft, also ohne unsere – ebenfalls voll berufstätigen Partner – würde das nicht gehen. Wir leben beide in Partnerschaften, in der das Thema Arbeitsteilung in Sachen Haushalt und Kinder glücklicherweise selbstverständlich ist. Gleichzeitig haben wir immer mal wieder Hilfe durch Großeltern oder eine Babysitterin, wenn es nötig ist. Nichtsdestotrotz ist es sehr aufreibend, alles unter einen Hut zu bekommen, das kann man nicht beschönigen – vor allem in Zeiten wie diesen, in denen man die Kinder bei jedem Schnupfen zu Hause lassen muss. Wir sitzen dann oft noch abends oder nachts am Rechner und das Telefon klingelt auch im Urlaub. Wir arbeiten aber daran, uns wieder mehr Freiräume für uns selbst und unsere Familien zu schaffen. Es wäre aber gelogen zu behaupten, dass es einfach ist. Man braucht Energie, Geduld und Durchhaltevermögen, um alles unter einen Hut zu bringen. Und man muss auch mal Abstriche machen und bei Dingen, die nicht so wichtig sind, nicht allzu perfektionistisch sein. Ob das Kinderzimmer aufgeräumt oder der Rasen ordentlich gemäht ist, ist uns völlig wurscht. Es hilft zudem enorm eine Geschäftspartnerin zu haben, die in der gleichen Situation ist und die das gleiche Ziel vor Augen hat. Wir haben viel Verständnis füreinander, müssen uns nicht mit langen Erklärungen und Entschuldigungen aufhalten, wenn mal ein Kind krank ist und stehen füreinander ein.

Wie ist das bisherige Feedback zu Eurem Magazin? Wovon wird es zukünftig noch mehr bei Euch geben?

Das Courage Magazin kommt bislang sehr gut an und wir erhalten sehr viel positives Feedback. Insgesamt sind aus unserer Wahrnehmung die Geschichten – egal ob Interviews, Reportagen oder Porträts – von den vielen verschiedenen Frauen am beliebtesten, weil sie oft Vorbilder sind und die Leserinnen ermutigen, selbst Ideen zu verwirklichen. Viele finden bei uns auch endlich unabhängige, praktische Tipps bei der Geldanlage, die für sie passend sind und ihre Themen, wie Teilzeitarbeit, Gender-Pay-Gap usw. berücksichtigen. Uns wird von vielen Frauen gesagt, dass sie sich mit Courage erstmals von einem Frauenmagazin ernstgenommen fühlen und sie die Ansprache auf Augenhöhe schätzen. Zudem sind alle immer sehr froh, dass bei uns keine männlichen Schlipsträger mit ihren Schornsteinkarrieren präsentiert werden, sondern viele Frauen mit ihren oft holprigen Karrieren, unterbrochen von Erziehungszeiten, Teilzeitarbeit, Scheitern, finanziellen Rückschlägen etc. Wir zeigen, wie diese Frauen ihren ganz individuellen, authentischen Weg gegangen sind. Es gibt viel zu wenig weibliche Rolemodels. Wir wollen das ändern, Frauen eine Plattform geben und sie sichtbar machen. Dieses Anliegen kommt offensichtlich an und das zeigt uns, das wir auf dem richtigen Weg sind.

Das LAUFMAMALAUF-Motto lautet „Wir lieben unser bewegtes Leben!“. Was heißt das für Euch? Wie sieht ein typischer Tag in Eurem bewegten Leben aus?

Wir stehen viel zu früh auf, weil wir eigentlich beide Schlafmützen sind. Auf einen meist chaotischen Morgen folgt ein Arbeitstag mit vielen Telefonaten und Terminen. Wer nachmittags „Kinderdienst“ hat, tobt sich vielleicht noch auf dem Spielplatz aus. Ansonsten entspannt Daniela beim Yoga, Astrid liebt es, zu schwimmen und Fahrrad zu fahren. Und wir beide haben eine gemeinsame Leidenschaft: Gartenarbeit! Im Grünen vor sich hinzuwerkeln, zu buddeln, zu pflanzen und sich zu freuen, wenn es blüht, macht uns beide sehr glücklich. Astrid hat sogar Bienen, bei Daniela ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auch bei ihr kräftig summt.

Die letzten Monate waren bestimmt auch für Euch sehr aufregend und ereignisreich. Von der Idee bis zur Umsetzung Eures Magazins. Da interessiert uns sehr, was ist bei all dem das Inspirierendste, was Ihr im letzten Monat gelesen, gesehen oder gemacht habt?

Es gab einige tolle Momente in den vergangenen Monaten. Das Heft das erste Mal in den Händen zu halten, es der Öffentlichkeit zu präsentieren, es das erste Mal am Kiosk zu sehen – das war wunderbar. Was wir beide aber am meisten lieben und weswegen wir auch überhaupt mal diesen Beruf ergriffen haben, sind die vielen spannenden Menschen, die wir treffen, und die vielen tollen Geschichten, die wir erfahren. Es gibt so viele wahnsinnig tolle Frauen, die Großartiges leisten, uns inspirieren und weiterbringen. Uns mit ihnen austauschen zu können ist für uns ein großer Gewinn und eine riesen Freude.

 

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Wenn Ihr für Frauen (gesellschaftlich, politisch,..) etwas „bewegen“ könntet, was wäre das?

Absolute Chancengleichheit!

….

Vielen Dank für das tolle Interview, liebe Daniela und liebe Astrid!

Hier gibt’s Courage

Wenn Ihr jetzt voll Lust bekommen habt, auch mal ausgiebig COURAGE zu schmökern, dann sei Euch Folgendes gesagt:

Das Magazin findet man am Kiosk, im Supermarkt oder an der Tankstelle. Oder man bestellt es als Print-Variante oder digitale Ausgabe online im Shop unter: https://shop.finanzenverlag.de/t/kategorie/courage

Ein Print-Abo kostet übrigens 33 Euro für ein Jahr, ein Digital-Abo 29,99 Euro für ein Jahr.

Und auf Instagram findet Ihr Courage natürlich auch unter courage_magazin

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